Soll man Clematis schneiden? Ja! Nein? Wieviel??
Jahrelang habe ich meine Clematis überhaupt nicht geschnitten. Sie blühten so schön und ich hatte zu große Angst, die Schere falsch anzusetzen. Seit ein paar Jahren bin ich schlauer und greifen jetzt mutig zur Schere. Zugegeben, das Schneiden von Clematis ist nicht ganz einfach …. Wichtig ist, dass man zunächst einmal feststellt, welche Art von Clematis man überhaupt vor sich hat. Wann blüht denn Ihre Clematis? Im Frühjahr oder erst im Juni. Clematissorten, die im Frühjahr blühen, bilden ihre Knospen meist am Holz des Vorjahres. Wenn man hier das alte Holz abschneidet, geht die Blüte verloren. Dagegen bilden Sorten, die erst im Sommer blühen, ihre Blütenknospen meist am neuen Holz. Hier kann das alte Holz ohne Schaden abgeschnitten werden. Es gilt also: genau hinsehen und erst dann die Schere ansetzen. Die Clematis-Sorten werden in 3 Schnittgruppen eingeteilt:

Die Gruppe 1: Zu dieser Gruppe gehören frühblühende, großblumige Clematis – oft Wildsorten. Eigentlich ist bei dieser Gruppe kein Schnitt erforderlich – ABER – ähnlich wie bei Strauch- oder Kletterrosen verkahlen die Pflanzen im Laufe der Jahre und sollten daher von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten werden. Wenn es soweit ist, dann gilt: Der Schnitt erfolgt nach der Blüte (also im Mai/Juni), man schneidet einzelne Triebe aus, um Luft in die Clematis zu bringen, altes und totes Holz, zu stark wuchernde Triebe und zur Verjüngung auch mal einen stark verholzten Trieb nahe der Basis der Pflanze.


Die Gruppe 2: Für diese Gruppe gibt es eine kleine Eselsbrücke – Clematis der Schnittgruppe 2 werden 2–mal im Jahr geschnitten. Einfach, oder? Einmal im Spätherbst/Frühwinter oder zeitigen Frühjahr. Dann bis zur halben Wuchshöhe. Und das zweite Mal im Sommer – dann werden alle verblühten Teile entfernt und die alten Triebe leicht zurückgeschnitten. Zur Gruppe 2 gehören die meisten gefüllt-blühenden Clematis sowie alle sehr farbenprächtig blühenden Hybriden (Clematis patens). Pflanzen dieser Gruppe werden nur dann vollständig zurückgeschnitten, wenn sie alt und verkahlt sind und ein vollständiger Neuaustrieb gewünscht wird.


Die Gruppe 3: Das ist die Razteputz-Gruppe! Hier wird die gesamte Clematis im Spätherbst oder sehr sehr frühen Frühjahr 20 bis 30 cm über dem Boden abgeschnitten. Clematis dieser Gruppe sind oft eher staudig wachsend. Sie sind keine Kletterpflanzen im klassischen Sinne. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel. Eine ganze Reihe von Clematissorten dieser Gruppe ranken sehr wohl recht manierlich. Aber sie ziehen alle – wie Stauden – im Winter ein und treiben im Frühjahr neu aus den Wurzeln aus.

Clematis (Waldreben) sind botanisch gesehen eine Pflanzengattung aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Sie sind also verwandt mit Rittersporn, Leberblümchen, Anemonen und Akelei. Sie sind weltweit verbreitet, aber die meisten der ca. 300 Clematis-Arten kommen aus den gemäßigten Gebieten Europas und Asiens.
Die Blüten von Clematis sind schön. Das stimmt. Und Bienen und Hummeln lieben sie. Stimmt auch. Aber wirklich superschön finde ich die abgeblühten Samenstände. Sie erscheinen in den bizzarsten Formen. Stachelig wie ein Morgenstern. Puschelig wie eine Badekappe aus den 50er Jahren. Federig wie die Fühler von seltsamen Nachttieren. Fast noch schöner als die Blüte …

Wer über eine Neupflanzung von Clematis nachdenkt, der kann sich ruhig noch eine Tasse Tee einschenken. Man kann Clematis auch im Frühjahr pflanzen. Aber die echten Profis sind der Meinung, August bis Oktober wäre der beste Zeitraum. Dann ist die Erde noch sommerwarm und die Clematis hat bis zum Winter genügend Zeit sich einzuwurzeln. Früher sagte man: Clematis lieben einen warmen Kopf und kühle Füße. Deswegen wurde empfohlen den Wurzelbereich mit schwachwurzelnden Bodendeckern zu bepflanzen. Wie immer in dieser Famile gibt es hierzu ein entschiedenes Ja-Aber. Ja, es stimmt. Eine ganze Reihe von Clematissorten mögen das sehr gerne. Schließlich kommt die Waldrebe – wie der Name schon sagt – aus dem Wald und da ist Halbschatten angesagt. Aber andere aus der Familie können gut in der vollen Sonne stehen und mögen dann auch warme Füße (das mit den Füßen kann ich persönlich gut verstehen). Wo eine Clematis stehen mag, hängt also von ihrer Herkunft ab.
Ich sage ja: eine etwas komplizierte Familie! Bei Clematis lohnt es sich auf jeden Fall, die Pflanzensteckbriefe nicht gleich wegzuwerfen sondern sie ausnahmsweise einmal genau zu lesen. Und vielleicht ist es sogar eine ganz schlaue Idee, die Schnittgruppe irgendwo zu notieren. Denn im zeitigen Frühjahr sieht auch eine lebende Clematis sehr, sehr, sehr tot aus. Und es ist wirklich schwer zu erkennen ob in den trockenen Zweigen noch Leben steckt.
Wir möchten die Gunst der Stunde nutzen und Ihnen gleich noch zwei Züchter vorstellen, die auf Clematis spezialisiert sind. Beide sind kleine familiengeführte Unternehmen, die sich schon lange Jahre mit Clematis, Clematis und noch einmal Clematis beschäftigen.

No 1* Clematis Westphal in 25497 Prisdorf ist sicherlich die erste Adresse. Hier haben wir auch die Abbildungen zum Schnitt oben rechts geklaut (wir bitten um Verzeihung!). https://www.clematis-westphal.de – Einer der besten Clematis-Züchtern mit einem tollen Onlineshop.
No.2* Clematis Herian in 89440 Lutzingen. Auch ein sehr guter Züchter, der ebenfalls einen netten Onlineshop hat. https://www.clematis-herian.de