the golden Rabbit

Monier – ein Gärtner mit dem Sinn für’s Grobe

Heute möchten wir Ihnen Joseph Monier vorstellen. Monier (1823 – 1906) war der Sproß einer Gärtnerfamilie aus Nimes, die im Dienst der Herzöge von Uzès stand. Monier war ein talentierter und guter Gärtner, und der Herzog von Uzès lieh ihn gerne an befreundete Güter aus. Auf diese Weise lernte Monier viele Gärten kennen und studierte verschiedene Gartenideen. Der Blick über den Tellerrand schadet ja bekanntlich nie. Dann kam der Ruf nach Paris! Monier hatte die große Chance, im Pariser Jardin des Tuileries zu arbeiten. Und er griff freudig zu. In den Tuilerien war er für die Orangerie zuständig und kümmerte sich um die empfindlichen Zitruspflanzen.

In den Gewächshäusern des Jardin des Tuileries wurden die Zitronen, Orangen und Limetten in großen, auch damals schon sehr teuren Holzkübeln kultiviert. Die Kübel verrotteten schnell und Monier suchte nach einer haltbareren Alternative.

Er baute Kübel aus Zement, Sand, Schlacke und Wasser, einem schon damals gängigen Zement-Mix. Die geniale Idee von Monier bestand darin, in diese Mischung ein Drahtgewebe einzufügen. Diese neuen Kübel erwiesen sich als extrem haltbar und formstabil. Er experimentierte weiter und baute künstliche Landschaften aus Zement und Draht, Grotten und Felslandschaften und vor allem Brücken für die Gärten der Oberschicht. Das von ihm erfundene Material wurde „Eisenzement“ (ciment et fer) genannt. 

Auf der zweiten  Weltausstellung in Paris stellte Monier seine Erfindung der Öffentlichkeit vor. Er erhielt ein Patent auf seine Erfindung und auf einige einige Abwandlung davon und gründete ein sehr erfolgreiches Unternehmen, das Brücken, Häuser, Wasserreservoirs und Ähnliches baute. In den Wirren des Ersten Weltkriegs ging es auf und ab. Monier verkaufte seine Patente an die deutsche Firma Wayss und Freytag (die es heute noch hält), das Finanzamt war ihm auf den Fersen, Glück und Unglück gaben sich die Klinke in die Hand. Nach einem grandiosen Höhenflug gehen Moniers Firmen pleite und Joseph Monier – der Erfinder des Eisenbetons (heute Stahlbeton), Namensgeber des Moniereisens, stirbt, wie viele große Geister, arm wie eine Kirchenmaus. So sind denn alle Wolkenkratzer, alle kühnen Türme und Brücken, alle Staumauern, Tunnel, Opernhäuser und Flughäfen unserer Zeit aus der Überlegung entstanden, wie man einen einfachen Blumenkübel für Zitronen haltbarer und billiger machen könnte. Da sage noch einer, Gärtnern sei kein Beitrag zum Fortschritt!

Joseph Monier mit einem Model seines Pflanzkübels aus Stahlbeton

Moniers „Faux Bois“ – der letzte Schrei im Fin de Siècle

Unter Gärtnern und Parkbesitzern reussierte Joseph Monier im Fin de Siècle vor allem mit sogenannten „Faux Bois“-Brücken also Stahlbetonbrücken, die aussahen, als wären sie aus Holzstämmen und Ästen gebaut. Es gibt in alten französischen Parks noch zahlreiche dieser Brücken – ich bin auch schon über einige davon gegangen – ohne zu wissen, was ich da unter den Füßen hatte. Wer heute ein „Faux Bois“ Möbel sein eigen nennen möchte, der muß leider bis nach Amerika reisen. In Norfolk, Verginia produziert dort die Kunsthandwerkerin Diane Husson in dieser alten Tradition Gartenbänke, Tische und Stühle.