Nass, feucht, frisch, dürr oder trocken?
Mit Beginn der Pflanzsaison werden Gärtnerinnen und Gärtner wieder mit Aussaatanleitungen überschüttet. Eine Pflanze soll „absonnig“ stehen, sie liebt „saueren“ Boden oder sie wächst am besten in „frischem“ Boden. Lassen Sie uns diesen Boden doch einmal näher anschauen: Frischer Boden bedeutet keineswegs, dass die Pflanze frischen, im Sinne von neuen Boden verlangt. Die Begriff „frisch“ bezieht sich auf die durchschnittliche Feuchtigkeit des Bodens. Ein Boden ist wassergesättigt, wenn alle Poren des Bodens mit Wasser gefüllt sind. Ein Teil des Wassers sickert in die tieferen Zonen der Erde – aber ein anderer Teil, das sogenannte Haftwasser, wird gegen die Schwerkraft im oberen Teil des Bodens gehalten. Das ist die sogenannte „Bodenfeuchte“. In der Bodenkunde wird die durchschnittliche Bodenfeuchte in 5 Klassen eingeteilt: nass, feucht, frisch, dürr und trocken.

* Ein nasser Boden beschreibt nicht einen Boden, der durch kurzzeitigen Starkregen durchnässt ist. Ein „nasser Boden“ im Sinne der Bodenkunde, liegt in der Regel so knapp über dem Grundwasserspiegel, dass aus ihm beim Herausheben, so gut wie immer Wasser abläuft. Böden dieser Art müssen meistens drainiert werden um sie für gängige Kulturen nutzbar zu machen.

* Ein feuchter Boden. Wenn man feuchten Boden in der Hand zusammendrückt gibt er Wasser ab. Böden dieser Art haben meistens einen hohen Lehmanteil, der viel Wasser bindet und es nur sehr langsam wieder abgibt. Feuchte Böden sind nicht einfach zu bewirtschaften, da sie bei nassem Wetter das Wasser nicht ableiten und so extrem matschig werden können. Auch im Sommer sind solche Böden problematisch. Sind sie einmal ausgetrocknet werden sie betonhart und nehmen Gießwasser nur schwer auf. Böden dieser Art können mit viel Geduld und Bodenzuschlagsstoffen wie Bentonit, Sand und Kompost über die Jahre aber meistens sehr gut verbessert werden.

* Ein frischer Boden – ist so etwas wie der Goldstandard im Garten. Ein jeder Gärtner wünscht sich einen „frischen“ Boden! Solch ein Boden hat einen mäßigen Wassergehalt. Beim Zusammendrücken läuft kein Wasser aus dem Boden. Die Erde ist kühl und leicht feucht. Das Bodenleben ist intakt, die Erde locker und drainiert. In solchen Böden tummeln sich Regenwürmer und andere Bodenlebewesen. Natürlich können auch „frische“ Böden mal kurzzeitig „nasse“ oder „trockene“ Böden werden. Die ausgewogene Krümelstruktur der Erde wird sich aber immer wieder vom den Extremen hin zur Mitte – eben dem „frischen“ Boden – orientieren.

* Ein dürrer Boden besitzt kein spürbares, flüssiges Wasser. Die Erde ist hart und bröckelig. Auch „dürre“ Böden sind nicht unproblematisch im Garten. Sie nehmen Wasser nicht so schnell auf und so läuft der Regen im Sommer oft ab anstatt in den Boden zu dringen, wo er sehnlichst erwartet wird. Dürre Böden sollten gemulcht und belüftet (mit Hacke, Grabegabel oder Broadfoark) werden. Das verbessert den Feuchtigkeitsgehalt schon einmal enorm. Auch bei diesen Böden sollte daran gearbeitet werden die Humusschicht zu erhöhen. Es kann Kompost und Bentonit eingebracht werden oder Gründungung gesät werden, die später untergearbeitet wird.

* Ein trockener Boden – auch „leichter“ Boden genannt, ist so trocken, dass er kaum Feuchtigkeit erkennen läßt. Meist sind es sandige Böden, die aus einem Mix von Gesteinen, Quarzen, Feldspat und Sediment bestehen. Ein solcher Boden rieselt selbst in feuchtem Zustand durch die Gärtnerfinger. Böden dieser Art sind zwar sehr luftig und durchlässig aber sie sind eher arm an Nährstoffen und können Wasser kaum halten. Auch hier gilt: Mulchen, Kompost und Mist unterarbeiten, Urgesteinsmehl, Bentonit und viel, viel Geduld einbringen. Auch solche Böden sind gut verbesserbar.
Der Aufbau eines schönen, lebendigen Bodens ist die Königsaufgabe für einen jeden Gärtner. Man braucht dafür einen langen Atem und einen unerschütterlichen Glauben an die Zukunft. Leider läßt sich ein gesundes Bodenleben nicht so einfach „zack-zack“ zusammenrühren. Es bedarf Jahr für Jahr Kompost, organisches Material, Steinmehl, Bentonit (um die Wasserbindigkeit zu steigern) und eventuell auch Pflazenkohle, Muschelkalk oder Mykorrhiza. Dies alles zieht den Verzicht von chemischen Düngern hinter sich her. Denn chemische Volldünger sind der Elon Musk (oder der Dealer) des Bodens. NKP-Dünger (Natrium/Kalium/Phosphat-Dünger) bieten den Pflanzen mit prall gefüllten Taschen alles an, was diese lieben, sich aber normalerweise im Boden mühselig im Tausch mit Bodenpilzen und anderen Lebewesen erarbeiten müßten. Die Pflanzen sind auch nur Menschen und wählen den leichten Weg und den fetten Dünger. Die Bodenlebewesen verhungern, weil die Pflanzen mit ihnen nichts mehr austauschen. Und schon war es das mit der Bodenverbesserung. Beim Streben nach einem gesunden Boden gilt: Geduld und Hartnäckigkeit vor Chemie!

So ein Gartenboden ist nicht tot. Ganz im Gegenteil! Er ist eine komplexe Lebensgemeinschaft vieler verschiedener Lebewesen die aufeinander und auf die oberirdischen Pflanzen angewiesen sind.