Am Gemeinen Efeu scheiden sich die Gärtnergeister.
Und das ist schade. Denn es gibt in jedem Garten einen Platz, der perfekt für einen Efeu ist. Sie merken, ich gehöre in die Gang der absoluten Efeu-Liebhaber! Dem Gemeinen Efeu wurden in der Vergangenheit von vielen Gärtnern miese Eigenschaften angehängt, die er nicht wirklich hat. So sagte man: der Efeu ruiniert die Fassade! Das ist so nicht richtig. Denn Efeu ist ein reiner Selbstklimmer. Er klebt sich mit saugnapfartigen Haftwurzeln an die Fassade – ja – aber er dringt nicht in sie ein. Man sagte: Efeu erdrosselt die Bäume an denen er hochklimmt. Auch das ist nicht richtig. Efeu ist kein Schmarotzer, er heftet sich nur an die Stämme der Bäume. Im Nebeneffekt schützt er die Stämme vor Austrocknung im Sommer und Frost im Winter.
Efeu ist ein seltsames Wunderding. In seiner Jugend ist er ungestüm und wächst wirklich beängstigend schnell. Wo gestern kein Efeu war, ist heute welcher. In diesen jungen Sturm und Drang Jahren, die ungefähr 10 Jahre dauern, bildet er keine Blüten. Er hat einfach zuviel zu tun. Nach 8 bis 10 Jahren blüht ein Efeu zum ersten Mal. Und das ist eine Sensation. Vielleicht nicht so sehr für uns Menschen – aber für alle Tiere im Garten.

Denn Efeu ist eine Art Super-Kantine für so gut wie alles, was fliegt und kreucht im Garten: Wildbienen und Honigbienen, Schwebfliegen, Wespen, Hummeln, Marienkäfer, Schmetterlinge aller Art und alle, die die
Vorgenannten auf dem Speiseplan haben. Und er ist das letzte Gnadenbrot für die, die in der Kälte des Winters sterben werden. Er bietet Schmetterlingen Schutz beim Überwintern, Spinnen Obdach und Vögeln Nistmöglichkeiten. Efeu blüht im sehr späten Herbst – also zu einer Zeit, in der Insekten sonst meist Koldampf schieben. Und er produziert Massen an Nektar. Im frühen Frühjahr trägt er leckere Beeren die wiederum zur Lieblingsspeise der meisten heimischen Gartenvögeln gehören. Kurz: Efeu ist schlicht ein Superding!
Wenn Sie nun sagen: ach, ich bin keine Biene und auch kein Vogel – was geht mich Efeu an. Dann habe ich noch ein schlagendes Argument für Sie: die Efeublüte duftet sehr lecker. Und das zu einer Zeit, in der im Garten nichts mehr duftet. Und – er macht schöne Geräusche. Wenn die Blüten abgeblüht sind rieseln die Hüllen von oben nach unten durch die Blätter und das hört sich echt schön an.
Der Gemeine Efeu ist verrückt nach Schatten. Absonnige Standorte mit einer höheren Luftfeuchtigkeit und einem humusreichen, feuchten Boden sind sein Revier. Wo er sich wohlfühlt kann er bis zu 400 Jahre alt werden.

Sie müssen also die Liebe zu Ihrem Efeu an die nächste Generation weitergeben. Als Gärtner kann man bei Efeu nicht wirklich viel falsch machen. Der richtige Standort (absonnig, nicht zu trocken), Schnitt zur rechten Zeit (junger Efeu jederzeit, blühender alter Efeu im Frühsommer sobald die Beeren aufgefressen oder abgefallen sind)

Efeu hinterläßt auf der Hauswand kleine Näpfchen. Die können mit einem Gasbrenner und einer Bürste weggeschrubbt werden.
Ich bin mir sicher, nun sind Sie schon fast ein Efeu-Liebhaber geworden. Aber Sie kämpfen noch mit den letzten Vorurteilen: Efeu ist eine Grabpflanze! Ein Symbol für Stillstand und Tod. Das ist noch so eine Gemeinheit, die man dem Efeu an den Ast gehängt hat. Denn im Altertum war Efeu haargenau das Gegenteil. Trinkende, feiernde und mampfende Götter wie Bacchus schmückten sich mit Efeukränzen bevor sie zum Becher griffen. Wo Efeu war, war Getränk, Ewigkeit und Party!


Und sollte Ihnen einmal das Waschpulver ausgehen – kein Problem, wenn Sie Gemeinen Efeu im Garten haben. Die Blätter enthalten Saponine. 10 bis 12 Blätter in eine Socke gepackt, ab in die Waschmaschine und das Problem ist gelöst.
Die medizinische Anwendung von Efeu sollte man aber lieber Profis überlassen. Es stimmt – es ist eine alte Heilpflanze aber: die Blätter und auch die Beeren sind giftig. Man sollte nicht nur ungefähr, sondern besser recht genau wissen was man tut.