the golden Rabbit

…oder: Kohl unter Spannung!

Sie denken, Pflanzen könnten nicht elektrifiziert werden? Weit gefehlt! Es gab in in der Vergangenheit einige visionäre Menschen, die versucht haben, das Pflanzenwachstum durch den Einsatz von Elektrizität zu beschleunigen. Denn in den 1930er Jahren wurden entsprechende Forschungsprogramme sogar von der britischen und der amerikanischen Regierung gefördert. Die Ergebnisse der Studien war streng geheim. Kein Wunder. Ist doch die Vorstellung, man könne einfach einen Garten unter Spannung setzen und dann würde das Gemüse wachsen wie wild, auch ziemlich verlockend.

Bereits 1770 veröffentlichte ein elektrischer Gärtner Namens Bernard-Germain-Étienne de La Ville-sur-Illon (schon der Name steht unter Strom!) eine über 700 Seiten starke Abhandlung, in der seine Entdeckung verkündete, dass Gemüse, „das mit Wasser gegossen wird, welches mit elektrischer Flüssigkeit imprägniert wurde“ schneller keimt und besser wächst. Es wurden Holzfässer mit Wasser gefüllt, lange Metallstäbe hineingesteckt und dann

wartete man bis der Blitz einschlug und das Wasser elektrifizierte. Voilà – die Wissenschaft der Elektroculture war geboren. Es folgten viele schlaue Männer und auch Frauen – das Prinzip blieb mehr oder weniger das selbe. Es wurde allerdings zumeist nicht mehr Wasser unter Strom gesetzt sondern der Boden. In der Mitte des Gartens wurden lange Blitzfänger aufgestellt, unterirdisch Drähte verlegt durch die der Strom des Blitzes in den Boden fließen und die Pflanzen aktivieren sollte. Das System wurde in zahlreichen Gärten rund um den Globus eingesetzt und es wurde eifrig diskutiert ob die Methode hilfreich wäre oder eher Mumpitz.

Aber die Idee setzte sich durch und schaffte es in den 1930 er Jahren sogar in die landwirtschaftliche Anwendung. Der französische Ingenieur und Erfinder Etienne-Justin Christofleau experimentierte in seinem „potager électrique“ mit verschiedenen Geräten, die etwas erzeugten, dass er „elektro-magnetische, himmlische Energie“ 

Monsieur Justin Christofleau (mit Gattin ?) in seinem voll elektrifizierten Garten mit elektrischem Kohl.

nannte. Die französische Presse überschlug sich und Christofleau stieg in die kommerzielle Produktion von kleinen Geräten für die Landwirtschaft ein, die er „L’Electro-Magnetique Ferro-Céleste“ taufte. Er verkaufte immerhin nahezu 150.000 Stück des Gerätes bevor er 1938 starb.

Kurioserweise hat Christofleau eine eigene Facebook Seite https://www.facebook.com/JustinChristofleau – vielleicht macht er die vom Himmel aus mithilfe einer neuen Erfindung von der wir noch keine Ahnung haben …

Links ein Testergebnis eines anderen elektrischen Gärtners. Der finnische Professor Karl Selim Lemström setzte 1880 Möhren unter Spannung: + / – / +-  oder 0 also keinen strom. Wir sehen: die Möhren mögen + am liebsten. Ob der Lauch, den die junge Dame rechts im Arm hat jemals Strom gesehen hat, ist allerdings nicht überliefert.

Und was ist aus der Idee geworden? Auch wenn Sie sich vielleicht vor Lachen auf die Schenkel klopfen, die Idee ist nicht vollständig verschwunden und das vermutlich auch zu Recht. Denn Pflanzen haben eine elektrische Spannung mit deren Hilfe sie wachsen und zum Beispiel auch Insekten anlocken. Es wird nach wie vor von positiven Auswirkungen der Elektrischen Spannung auf Pflanzen berichtet. Es gibt nicht wenige Biobauern in Deutschland die damit experimentieren. In China wird in großen Gewächshäusern Gemüse unter frei von der Decke hängenden Kupferdrähten gezogen, in denen eine hochfrequente Spannung pulsiert.

Wie, Sie glauben mir nicht, dass Pflanzen unter Strom stehen? Es gibt im Internet viele Videos in denen elektronische Musik mit Pflanzen gemacht wird. Aber wen das Video von Sir David Attenborough nicht überzeugt, dem ist nicht zu helfen. Mr. Attenborough ist über jeden Verdacht erhaben okulten Ideen anzuhängen. Immerhin hat die Queen ihn geadelt – da kann man ihm ruhig vertrauen.

Vielleicht also steigen Sie im nächsten Frühjahr in eine Elektrifizierungs-Versuchsreihe in Ihrem Garten ein.

Auf Blitze würde ich aber an Ihrer Stelle nicht warten …..