the golden Rabbit

c) Uli Stein

Laubbläser, Elektroscheren & Rasenkantentrimmer,

Motorheckenschere, elektrischer Rasenkantenstecher, elektrischer Düngerstreuer, Unkrautbrenner, Motorsense, und nicht zu vergessen der Mähroboter … das Gartenjahr neigt sich dem Ende zu und als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk an mich selbst erlaube ich mir heute eine kleine Polemik.

Vorsorglich bitte ich aber schon jetzt herzlich um Entschuldigung, falls ich im folgenden Text ein von Ihnen heiß geliebtes Gartengerät beleidigen und verunglimpfen sollte.

Es ist mir unbegreiflich, wozu die oben genannten Geräte in privaten Gärten gut sein sollen. Beginnen wir mit meinem persönlichen Hassgerät Nr. 1 – dem Laubbläser. Die japanische Firma, die sich rühmt, dieses Gerät 1970 erfunden zu haben heißt (nicht frei von Ironie) ECHO. Laubbläser werden in der Regel von Männern bedient. Ich habe seit Jahren keine Frau mehr an einem Laubbläser gesehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Frauen mehr Putzerfahrung haben und wissen, dass es nicht damit getan ist, den Dreck in der Wohnung auf einen Haufen zu fegen. Der nächste, der darüber geht, verteilt ihn wieder in der Wohnung. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, Männer azusprechen, die das Laub vom Grundstück auf die Straße blasen. Also nur wenn sie nicht zu stark aussehen (sonst habe ich Angst vor dem ECHO). Ich frage sie dann, ob die Straßenreinigung schon weiß, dass das Laub vor ihrem Haus dringend abgefahren werden muß. Und ob sie es für möglich halten, dass die Blätter nicht auf der Straße liegen bleiben, sondern vom himmlischen Laubbläser wieder in den Vorgarten geblasen werden. Es ist meist vergebliche Liebesmüh, aber ich fühle mich danach besser. Auch das ist etwas wert!

Warum ist ein Laubbläser, sagen wir mal, „unklug“?

> Laubbläser sind teuer. Es stehen  240 Euro für ein Gerät, das selten genutzt wird gegen 30 Euro für einen guten Besen oder Laubrechen.

> Laubbläser sind laut. Etwa 96 Dezibel. Das belästigt den Herrn Laubbläser meist nicht, trägt er doch Ohrschützer. Aber es raubt der den Menschen in der Umgebung den letzten Nerv.

> Laubbläser sind umweltschädlich. Kleingetier wird mit über 330 km/h aufgewirbelt. Die meisten überleben diesen Orkan nicht. Die Laubmasse fehlt dem Boden. Verarmung und Erosion sind die Folge.

> Laubbläser sind extrem gesundheitsschädlich. Kaum ein Anwender stellt  sich die Feinstaubwolke aus normalem Staub, pulverisierter Hunde-Kaka, Reifenabrieb, Ruß & Co. vor, die der Bläser aufwirbelt. Das geht alles in die Lunge. Wohl bekomm’s!

Die Nutzer meines persönlichen Hassgerätes Nr. 2 spreche ich nicht an. Nein, das würde ich nie tun, denn sie tun mir arg leid. Ich beobachte ihr sinnloses Tun. Sie erinnern mich an den armen Sisyphos, der seinen Stein wieder und wieder den Berg hinaufrollt. Ich spreche über den Unkrautbrenner. Es erschüttert mich immer wieder, wenn ich sehe, wie Menschen riesige Gasflaschen durch ihre Gärten schleppen, stundenlang Pflänzchen um Pflänzchen anvisieren und jedes noch so kleine Blatt zu Asche brennen. Wieviel einfacher wäre es doch, sich zu bücken und das Unkraut mit dem Messer zu entfernen. Beim Abbrennen verbrennt auch alles Lebendige neben, unter und auf diesen Pflanzen. Der Brenner verbrennt den oberirdischen Teil der Pflanze. Die findet das blöd. Als Reflex treiben die Wurzeln doppelt so schnell neues Grün aus. Unkrautbrenner sind eine teure Beschäftigungstherapie für arme Seelen, die damit nicht selten sich selbst oder Haus und Hof in Brand setzen. Dabei wäre die Rettung so einfach: wer Unkraut nicht mag – der jäte. Die Königslösung für Fugen heißt: Fugen gezielt begrünen Hungerblümchen, Mastkraut, Moose oder Polsterthymian sind trittfest und schön. Es gibt sehr schöne Saatgutmischungen für Fugen.

Da kann man noch so hoffnungsvoll lächeln, der gerade weggeflammte Löwenzahn ist in 3 Wochen wieder da. Aber wer kein anderes Hobby hat, für den ist das bestimmt eine tolle Sache.

Ein Rasenrobo bei der Arbeit. Die Bilder von den angeritzten Igeln, Hundebeinen, Kinderfüßen und Katzentatzen müssen Sie sich bitte selbst ausmalen.

Kommen wir zur Nr. 3 der verabscheuungswürdigsten Gartengeräte. Mähroboter! Mähroboter sind Insekten und Kleintierhäcksler. Wer einen Mähroboter einsetzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass Raupen, Würmer, Käfer, Igel, Jungvögel, Hummeln, Maulwürfe oder Frösche von einem Mähroboter kleingemäht werden. Wer einen Mähroboter einsetzt und gleichzeitig ein Bienenhotel aufhängt, der sollte dringend doch noch einmal in sich gehen.

Den restlichen elektrischen Gartengeräte stehe ich eher verwundert gegenüber. Nehmen wir zum Beispiel die „Elektrische Astschere“. Haben Sie schon einmal so ein Ding gesehen? So eine Aku-Astschere wiegt knapp 1 kg und ist 30 cm lang. Um einen Ästchen abzuschneiden, geht man also in die Werkstatt. Man nimmt die Aku-Astschere in die Hand und stellt fest: Der Aku ist leer! Man lädt den Aku. In der Zwischenzeit kann man Kaffee trinken – das ist ein echtes Plus für die Aku-Astschere. Dann schleppt man die schwere Aku-Astschere mit zum Ast. Man peilt den Ast an und drückt auf den Schalter. Die Astschere schneidet den Ast vollelektrisch ab. Cool. Aber der Ast darf im Durchmesser nicht dicker als 2,5 cm sein, sonst geht das nicht. Himmel! Wer in aller Welt kommt denn auf die Idee sich so ein Ding für den heimischen Garten zu kaufen? 

Das ist Horst Mager, Landschaftsgärtner, Biologe und unter horst_sein-schrebergarten ein von mir sehr geschätzter Garten-Influencer. Er erzählt immer kluge Dinge, hat aber meiner Meinung nach einen fatalen Hang zu schlechtem Werzkzeug. (Entschuldigung Herr Mager, aber das musste mal gesagt werden). Hier wirbt er für die Aku-Astschere von Stihl und hat dafür einen wertvollen Ast seines Quittenbaums geopfert. Immerhin ist er vorschriftsmäßig mit Schutzbrille und Handschuhen ausgerüstet. Ich glaube ja, der Quittenast ist beim Anblick von Horst mit Stihl vor Schreck von selbst abgefallen …

Wenn Sie, sagen wir mal, eine Obstplantage hätten, und an einem einzigen Tag 200 Bäume aufasten müßten oder einen großen Weinberg schneiden, okay, dann ist das vielleicht eine Idee. Ansonsten ist es einfach dumm Tüch wie Olaf sagen würde. Denn Äste sägt man ratzeputz am schnellsten mit einer kleinen Gartensäge. Am besten mit einer japanischen. So eine Säge ist zusammenklappbar, man hat sie in der Tasche. Das Sägen dauert 2 Minuten. Der Kaffee entfällt. Schad‘ eigentlich…

Über die Elektrische Heckenschere läßt sich streiten. E-Heckenscheren neigen dazu, die Hecken zu zerhacken. Die Blätter und Zweige der Hecke werden zerfetzt und zerfranst. Das sieht übel aus und die Hecken mögen diese vielen Wunden auch nicht. Schnell geschnitten ist nicht gut geschnitten. Ein Heckenschnitt braucht einen Plan, Ruhe, Maß und Mitte. Das eigentliche Übel der Elektro-Heckenscheren liegt aber in ihrer einfachen Handhabung. Das führt dazu, dass Hecken viel zu oft geschnitten werden. Heiße Mittagssonne? Brutzeit? Vollkommen egal – rasch mit der Elektro-Heckenschere drüber. Würde man die Arbeit mit einer Handheckenschere erledigen, würde man sich – so wette ich – dreimal überlegen, ob man jetzt schon schneidet oder lieber noch etwas wartet. Die Hecken würden wahrscheinlich nur halb so oft geschnitten. Das wäre gut für die Tier und die Hecke.

Es gibt übrigens eine Website, die sich tatsächlich „HerrenGarten“ nennt. Hier gibt es nichts, was nicht stinkt und knattert. Das ist wirklich sehr beeindruckend. Ich habe ein wenig darin gelesen, aber dann taten mir die Hacken weh, weil ich sie beim Lesen des ToDo-Textes so oft zusammengeschlagen, und laut „oui mon comandant“ gerufen habe … ich glaube, ich bleibe doch lieber beim golden Rabbit!