Als Gärtner (und als Mensch sowieso) sollte man ja immer offen sein für neue Ideen. Und bei den großen Veränderungen, die wir im Moment in der Natur sehen, (Verlust der Biodiversität, Klimawandel & Co.) scheint es wohl so zu sein, dass wir auf absehbare Zeit auch die Art wie wir gärtnern ändern und anpassen müssen. Eine der spannensten Ideen, die hierzu im Moment verhandelt werden sind Sandgärten. Die Grundidee ist schnell beschrieben – stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einem kochend heißen Sandstrand in Italien. Der Sand ist so heiß, die Fußsohlen brennen. Dann buddeln Sie mit den Zehen eine kleine Grube – und siehe da: schon knapp unter der heißen Oberfläche ist der Sand feucht und kühl. Für die Anlage der Beete heißt das: die Beete werden mit einer dicken Schicht von 15 bis 20 Zentimeter Sand (Korngröße 0 bis 0,8 mm) abgedeckt.

In diese Schicht werden die Pflanzen gesetzt. Da Sand nicht so fett, aber reich an Mikorrhiza-Pilzen ist, wachsen die Pflanzen langsamer, nicht so groß aber gesund und robuster. Die Wurzeln treiben tief in den feuchten Sand auf der Suche nach Nahrung und stoßen tiefer unten auf die Erde. Der Pionier dieser Sandgärten ist der schwedische Gärtner Peter Korn. Er testet in seinem atemberaubenden Sandgarten in der Nähe von Malmö welche Pflanzen sich für diese Gärten eignen und wie der Prozess am besten gesteuert werden kann. Er stellte fest: Pflanzen, die in normalem Boden gezogen wurden erleiden eine Art Hungerschock wenn sie in Sand gesetzt werden.
Die plötzliche Sanddiät stresst sie. Peter Korn ist daher dazu übergegangen die Pflanzen in seiner kleinen Gärtnerei selber zu ziehen – arm, auf Sand wie sich das für einen guten Sandgärtner gehört. Wer handelsübliche Stauden in Sandbeete planzen möchte, der sollte die Erde zwischen den Wurzeln der Staudenweitestgehend ausschütteln und es gilt: junge, kleine Pflanzen gewöhnen sich an die schmale Kost schneller als alte (man kann das nachvollziehen).

Anlage eines Sandbeet von Till Hofmann & Fine Molz
Leider gibt es noch kein wirklich gutes Buch über Sandgärten. Aber im Netz finden sich einige Beiträge und wer sich einen Sandgarten anlegen will, der ist bei der Staudengärtnerei Till Hofmann & Fine Molz in Rödelsee großartig aufgehoben. Till Hofmann und Fine Molz sind Spezialisten für Sandgärten (ihre Staudengärtnerei
ist aber auch ohne Sandgartenambitionen ein Besuch wert!). So ganz super neu ist die Idee der Sand- und Kiesgärten ja nicht – wir erinnern uns, schon Beth Chatto hat mit einem Kiesgarten experimentiert. Einem Garten übrigens, von dem es heißt, er sei seit seiner Pflanzung kein einziges Mal gegossen worden. Wir finden es spannend zu sehen wie die Idee der Sand- und Kiesgärten nun weiterentwickelt, neu gedacht und weiter erforscht wird. Ein wenig weg von Chatto’s „right plant right place“ hin zu „mal schauen was geht“. Es gibt schon einige schöne Versuchslabore

„Grey to Green“ – Beete von Nigel Dunnett in Sheffield
die man sich anschauen kann. Als da wären: Peter Korns + Julia Anderssons Garten Klinta Trädgård, noch immer der Schaugarten Hermannshof in Weinheim – er hat ein paar beeindruckende Pflanzungen in Sand und Schotter, wer jemals nach Sheffield kommt, der kann sich dort die wunderschönen Pflanzungen von Nigel Dunnett anschauen.
Er hat der Stadt unter dem Motto „Grey to Green“ ein komplett neues Kleid verpaßt. Oder Knepp Castle Estate in West Sussex. Hier hat der Gartenarchitekt Tom Stuart-Smith mit dem Walled Garden einen Garten geschaffen, der trockenheitsresitent ist und der Biodiversität Rechnung trägt. Über diesen Garten spricht im Moment die englische Gärtnerwelt… und wir etwas weiter unten auch.