Palepuntz, Bolleponge, Bolle-Ponjis oder Puntsch
Der Dezember ist der Monat der alkoholischen Heißgetränke. Das ganze Jahr über fristen sie ein elendes Dasein – aber sobald der erste Weihnachtsmarkt öffnet, springen Glühwein, Punsch & Co. aus der Kiste, und machen die Städte unsicher. Grund genug einmal nach der Herkunft dieser (ungesunden) Getränke zu forschen:
Den Punsch – soviel gilt als sicher, haben die Engländer erfunden. Englische Seeleute bunkerten auf ihren Überfahrten in die Kolonien immer eine Menge Alkohol für die Selbstverpflegung. Meist war es Bier oder Cidre – aber die verdarben in der Hitze oft und so ging man dazu über, Branntwein mitzunehmen. Der nahm, bei gleicher Wirkung, auch nicht so viel Platz ein. Er wurde den Seeleute, gemischt mit Zitronensaft und Gewürzen, als Medikament gegen Skobut verabreicht. Die Engländer nannten das Getränk Punch – manche Seeleute nannten es Palenpuntz, andere Bolleponge. Nenne man es wie man will, in einen Original Punsch kommen genau 4 Zutate. Der Rest ist Geschmackssache. Folgen wir zum Beispiel dem Geschmack von Charles Dickens, der ein von seinen Freunden sehr geschätzer Punschkoch war, dann ginge das ideale Punsch-Rezept folgendermaßen:
* 3/4 Tasse Zucker
* 3 Zitronen
* 2 Tassen Rum (Vorzugsweise Smith & Cross)
* 1 1/4 Tassen Cognac (vorzugsweise Courvoisier VSOP)
* 5 Tassen schwarzer Tee
* Zur Verzierung Orangen- und Ztronenscheiben und geriebene Muskatnuss
Die Zutaten kippt man aber nicht einfach ineinander – es will mit Liebe und Bedacht gemischt sein:
* Zucker und die Schalen der 3 Zitronen in einen emaillierten gusseisernen Topfe geben.
* Die Zitronenschale mit einem Stößel im Zucker zerreiben, um die Zitrusöle freizusetzen. 30 Minuten ruhen lassen.
* Nun Rum und Cognac zu Zucker und Zitrone geben.
* Die Mischung vorsichtig mit einem Streichholz anzünden und etwa 3 Minuten brennen lassen. Das Feuer wird den Zucker schmelzen und das Öl aus den Zitronenschalen extrahieren.
* Mit einem Deckel abdecken und das Feuer löschen
* Die Zitronenschalen abschöpfen.
* Den Saft der 3 geschälten Zitronen auspressen und zusammen mit dem heißem Tee auf die Mischung gießen.
* Mit Zitronenscheiben und geriebener Muskatnuss garnieren.

Das ist nicht Charles Dickens nach dem zweiten Glas. Das Gemälde zeigt Mr. Micawber, eine Figur aus dem Dickens Roman „David Copperfield“ dem Dickens glatt seine eigene Puntschvorliebe an den Hals getextet hat.
Man kann den Puntsch heiß oder kalt trinken. Ab dem zweiten Glas sollte man wohl besser keine Pläne für den Tag mehr machen.
Wenn Sie nun sagen: und was ist mit dem Glühwein? Den haben doch wir erfunden! Dann kann ich Sie beruhingen. Das stimmt – also vermutlich stimmt das. Das erste überlieferte Glühweinrezept stammt aus dem Jahr 1843. Von einem sehr mediokren Grafen namens August Raugraf von Wackerbarth. Der Mann war auf der Suche nach einem Trank der die Kälte vergessen macht und Wärem in das Herz zaubert. Von dem Grafen Wackerbarth ist auch überliefert, dass er mit allerlei alchemistischen Rezepten versuchte Gold herzustellen.
Mit der Erfindung des Glühweins ist ihm ja irgenwie so etwas ähnliches gelungen ….