Lilien – die Königinnen des Staudenbeets!

Joseph Pitton de Tournefort
Lilien haben, wie nicht wenige Blumen, die in unseren Gärten heute heimisch sind, ihren Ursprung in Asien – um genau zu sein: im Himalaya. Von dort aus, haben sie sich über die Welt ausgebreitet und sind heute fast überall auf der Nordhalbkugel zu finden.
Erstmalig als „Lilium“ benannt wurden sie 1700 von dem französischen Naturforscher und Biologen Joseph Pitton de Tournefort in seinem Werk Institutiones rei herbariae.

Heinrich Gottlief Ludwig Reichenbach
Im Jahr 1753 übernahm Carl von Linné den Namen für seine grundlegende Klassifizierung der Pflanzen und beschrieb erstmals die Gattung. In Folge haben sich viele, sehr bekannte Naturforscher mit den Lilien und ihrer Klassifizierung beschäftigt. So lieferte der sächsische Naturforscher Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach die erste Systematik der Gattung, indem er sie in zwei Untergattungen einteilte – nämlich den „Martagon“ und den „Eulirion“. Mit der Beschreibung von neu entdeckten Arten wuchsen die Untergattungen an: 1871 gab es über 35 beschriebene Arten mit zwei Untergattungen und vier Untergruppen. Heute kennen wir in der Gattung der echten Lilien rund 115 Arten, die widerum in und Untergruppen verteilt sind. Weil Lilien sich gut untereinander kreuzen lassen – und Züchter rund um die Welt dies auch tun – kommt die Systematik langsam an ihre Grenzen. Die Royal Horticultural Society regt daher an, auf eine kleinteilige Einteilung der Liliensorten in Zukunft zu verzichten. Wenn man es sich einfach macht, dann kann man Lilien grob in die folgenden 4 Gruppen einteilen:
Türkenbundlilien

Meist nach unten, manchmal aber auch zur Seite oder sogar nach oben schauende Blüten, die schmale Blätter haben, die sich nach hinten aufrollen. Die Blätter sind in der Regel getupft.
Trompetenlilien

Trompetenlilien stammen ursprünglich aus Amerika. Lilien dieser Art wachsen meist sehr hoch. Ihre Blätter sind eher lanzenartig eng am Stamm. Die großen, meist nach unten oder zur Seite gerichteten Blüten sind lang, oben schmal und unten breit – eben wie eine Trompete. Diese Lilien waren in den 60er Jahren sehr beliebt und erleben gerade ein riesiges Comeback.
Orientalische Lilien

Die Blütezeit der Orientalischen Lilien liegt zwischen Juli und August. Vielleicht kommen sie so spät zur Blüte weil sie sich so viel Mühe geben müssen diese prachtvollen Blüten zu produzieren. Orientalische Lilien haben meist recht flache Blüten (diese können aber auch trompeten- oder türkenbundartig sein) die intensive Rot-, Rosa- und Gelbtöne und hübsche Zeichnungen haben. Fast alle Orientalischen Lilien duften.
Asiatische Lilien

Die Gruppe der Asiatischen Lilien sind aus Kreuzungen zwischen Tigerlilien und anderen asiatischen Lilien vervorgegangen. Asiatische Lilien sind von Haus aus einfarbig, manche haben dunkle Punkte auf den Blütenblättern. Neue Züchtungen versuchen nun mit diesen Effekten zu spielen und entweder ganz einfarbige Lilien zu züchten oder die Punkte möglichst wild anzuordnen.

Viele Lilienarten sind essbar und zwar sowohl die Knolle als auch die Knospe und die Blüte – einzig der Stiel wird nicht verwendet. Die Blüten schmecken herb bis zitronig. Man kann sie füllen oder in Teig ausbacken.

Hier ein kleines Rezept für gefüllte Blüten der Taglilie (Hermerocallis):
Die gefüllten Taglilienblüten sind ein super einfaches und sehr leckeres Rezept – die Blüten werden mit Ziegenkäse gefüllt und dann frittiert – lecker!
Für: 2 Personen als Beilage / 5 Personen als Vorspeise
Zutaten: 10 Taglilienblüten, Salz und Pfeffer nach Geschmack, 1 Tasse Ziegenkäse, 1/4 Tasse geriebener Parmesankäse, Frittieröl, Bindfaden.
Es ist wirklich einfach: Die Taglilienblüten waschen und den Stepel aus der Mitte der Blüten schneiden. Dann den Ziegenkäse und den geriebenen Parmesam gut mischen, salzen, pfeffern. Nach Belieben mit frischen Kräutern würzen. Die Masse in die Blüte füllen – oben zubinden und ab damit in das Fett. Kurz ausfrittieren und anrichten.
Lilien pflanzen und pflegen …
Die Knolle:
Lilien sind ein wenig zarter als Tulpen. Sie haben keine schützende, trockene Außenhaut. Das heißt, sie liegen nicht so wahnsinnig gerne an der Luft rum und warten auf das Einpflanzen. Vergegenwärtigen Sie sich einfach: die Lilienknolle hat nicht wirklich eine Ruhezeit. Die Wurzeln, die Sie beim Erhalt der Knolle sehen, werden, sobald sie in der Erde sind wieder aktiv. Sie sind lebendig. Wenn Sie die Knolle ein wenig lagern müssen – zum Beispiel weil Ihr Boden im Februar noch gefroren ist – dann legen Sie die Knolle am besten in eine Platiktüte in die Sie Löcher machen und die Sie mit einer sehr guten Hand leicht feuchter Erde füllen. Dann denkt die Lilie sie wäre schon im Boden und fängt so langsam an vor sich hinzuarbeiten. Achten Sie also auf jeden Fall darauf, dass die Knolle nicht austrocknet.
Die Pflanzung:
Lilien werden am besten im sehr zeitigen Frühjahr bis Ende März gepflanzt. Und Lilienzwiebel müssen schön tief gesetzt werden. Sie benötigen mindestens 10 cm Erde über der Knolle. Bei großen Zwiebeln dürfen es auch gerne einmal 15 – 20 cm sein. Die Pflanztiefe ist sehr wichtig, denn Lilien entwickeln unten am Stängel sogenannte „Stängelwurzeln“. Diese Stängelwurzeln haben zwei Funktionen. Zum Einen versorgen sie die Pflanze mit Wasser und Nährstoffen und sorgen so für ein schnelles Wachstum im Frühjahr. Zum Anderen werden Lilien zum Teil sehr groß – die Stängelwurzeln verankern die Lilie gut im Boden und sorgen für Standfestigkeit. Lilien haben aber auch Zugwurzeln. Das heißt: sie ziehen sich mit der Zeit in die Tiefe, die sie für sich als ideal erachten. Eine geniale Strategie! Was den Boden angeht, so ist die Lilie nicht sehr wählerisch. Jeder gute Gartenboden ist ihr genehm. Einzig die Lilien die zu den Orientalen zählen mögen es gerne ein wenig sauerer – wenn sie in der Nähe von Rhododendren oder Heide stehen, dann fühlen sie sich wohl.
Der Standort & die Pflege:
Lilien sind nicht sehr wählerisch was den Standort angeht. Sie wachsen wirklich so gut wie überall. Aber zur vollen Pracht kommen sie wenn der Standort wirklich passt. Das heißt: ein heller Standort mit einem halben Tag Sonnenlicht. Einige Sorten tolerieren mehr Schatten – andere mögen etwas Sonne lieber. Wir haben das zu jeder Sorte notiert. Alle Lilien eignen sich auch sehr gut für Blumentöpfe – allerdings hätten sie schon ganz gerne um die 10 Liter Erde um die Wurzel. Auch mögen Lilien schattige Füße. Deshalb fühlen sie sich in Staudenrabatten oder in Töpfen mit Unterpflanzungen am wohlsten. Lilienzweibeln sind vollkommen winterhart. Sie können die Zwiebeln also sowohl im Topf als auch im Beet lassen. Arbeiten Sie im Herbst eine Schippe Kompost rund um die Pflanze – sie wird es Ihnen danken.
Schädlinge:
Ein Grund warum viele Gärtner die Finger von Dahlien lassen heißt: Lilienhähnchen. Lilienhähnchen sind wunderschöne knallrote Käfer, deren Larven einer ausgewachsenen Lilie ziemlich zackig ein klebriges Ende bereiten können. Wenn Sie mehr über Lilienhähnchen wissen wollen, dann finden Sie dazu hier den Blogbeitrag. Hier haben wir den Lästling ausführlich vorgestellt. In Kurzfassung kann man zu diesen Käfern sagen: der Käfer an sich schadet der Lilie nicht. Sie können die also ruhig krabbeln lassen. Was tödlich ist sind die Larven, die aus den, an der Blattunseite festgeklebten Eiern wachsen. Die müssen unbedingt weg. Hier ist aber gut zu wissen: es genügt die Larven und die Eier vom Blatt zu streifen (ich mache das mit einer Zahnbürste und Handschuhen) – wenn die Larven auf die Erde fallen, sind sie nicht mehr in der Lage zurück auf die Lilie zu klettern. Sie verenden. Wer also seine Lilien engmaschig durchschaut und auf Larven und Eier absucht, der wird die Schäden durch das Lilienhähnchen minimieren können.
Die Blüte:
Lilien blühen, je nach Sorte, von Juli bis Anfang September. Einige der Sorten duften stark und ziehen Falter – vor allem Nachtfalter – an. Ein klein wenig Vorsicht ist geboten, wenn Sie mit edlem Gewand, sagen wir mal, mit Ihrem Dior-Kleid, den Blütenstempeln der Lilie zu nahe kommen. Der Blütenstaub färbt stark und die Flecken sind so gut wie nicht mehr aus den Stoffen zu bekommen.
Winter – was macht man da mit Lilien?
Die Antwort ist einfach: Nix. Lilien ziehen nach der Blüte ein bzw. werden zurück geschnitten und machen so Platz im Beet für Spätblüher. Im Herbst kann man die Standorte ein wenig mit Kompost auffetten. Das war es. Easy, oder?
Lilien vermehren?
Lilien lassen sich recht einfach vermehren – und machen das auch sehr gerne ganz alleine, komplett ohne uns. Oben an den Stängelwurzeln werden oft sogenannte Stängelbulben gebildet. Die kann man abbrechen und im Herbst neu einsetzen. Alternativ kann man eine ganze Zwiebel Schüppchen für Schüppchen auseinandernehmen und die Schuppen auf feuchte Erde legen und gut feucht halten. Sie werden sich bewurzeln. Oft bilden Lilien auch in den Blattachseln sogenannte „Achselbulben“ aus. Das sind kleine Knöllchen. Die kann man ausbrechen und auspflanzen. Oder man kann – wenn die Lilie schon einen größeren Horst gebildet hat, diesen aufnehmen und teilen. Man kann Lilien auch aus Samen ziehen – das ist die langsamste und auch trickreichste Variante. Liliensamen haben, je nach Sorte, ein sehr unterschiedliches Keimverhalten. Es gibt Sorten, die bis zu einem Jahr benötigen um zu keimen.

Die kleinen Knoten sind die Achselbulben. Sie können zur Vermehrung genutzt werden.

Lilienzwiebeln können Schuppe für Schuppe auseinander genommen werden. Die Schuppen bewurzeln sich.

Lilien bilden auch kurz unter der Erde sogenannte „Stängelbulben“ aus. Auch diese kann man zur Vermehrung abtrennen.